Heute ist ein Festtag für mich! Wer mitfeiern will darf sich 8 Minuten Zeit für diesen Blogartikel nehmen: Genau heute vor 10 Jahren am 06.01.2013 begann für mich eine unglaubliche Lernreise: ohne es zu wissen begab ich mich auf den Weg des Flipped Classrooms indem ich ein Video für den Hefteintrag meiner Schüler:innen auf vimeo.com hochgeladen habe. Die Ferien hatte ich damit verbracht, es perfekt hinzubekommen und mein Equipment einzurichten. Schaut es Euch gerne an (ich habe es nicht durchgehalten), aber teert und federt mich nicht, das war echt noch von sehr minderer Qualität: https://vimeo.com/56990865
Heute möchte ich das aber feiern. Denn ohne diesen ersten Schritt voller Fehler (und es sollten noch einige folgen) wäre ich in meinem Unterricht nicht da gelandet, wo ich immer hinwollte. Ein Jahr später habe ich erfahren, dass es meine Idee, den Unterricht umzudrehen schon länger gibt und hab mich dann von Pionieren aus Deutschland und den USA noch weiter inspirieren lassen. Immer häufiger erstellte ich Erklärvideos und immer mehr wurde mir etwas anderes bewusst: der Flipped Classroom bedeutet nicht, den Unterricht in Erklärvideos zu packen, sondern aus der Unterrichtszeit das Beste für den Schüler herauszuholen. Daher geht es in diesem Blogartikel (mal wieder) nicht um Erklärvideos (das habe ich ausführlich hier getan), sondern um Tipps und Gründe für eine Neurhythmisierung von Unterricht. Und natürlich auch ein bisschen darum, mich selbst zu feiern: ich hätte niemals gedacht, dass dieser kleine Versuch einmal so große Wirkung auf meinen Unterricht hat und ich das 10 Jahre durchziehe. Daher meine 10 Gedanken, vielleicht kommt Ihr dadurch auch auf den Geschmack (und keiner muss ;-))
In der ergänzenden Empfehlung der Kultusministerkonferenz von 2021 wird der schulinternen Fortbildung ein besonderes Potential attestiert, nachhaltig zu wirken, wenn längerfristig und kooperativ mit der Wissenschaft angelegt (S. 28/29).
Das trifft sich ja, dass wir seit 2018 mit diesem Format experimentieren. Daher wollten wir unsere Erfahrungen damit hier anderen zugänglich machen, um es zu reflektieren und eventuell dadurch oder durch Kritik/Anregungen daran weiter zu lernen. Den ersten Mikro-Schilf-Plan hatten wir 2018 aufgestellt, weil ein pädagogischer Tag mit kleinen Workshops von Lehrern für Lehrer sehr gut ankam: 9 digitale Tools von 6 Lehrern vorgestellt. Heute sind es 22 Angebote von 20 verschiedenen Lehrkräften. Aber das ist alles gewachsen und 2018 wussten wir nicht, wo es hinführt. Aber wir haben losgelegt - anfangs etwas stümperhaft. Daher zunächst unsere learnings aus unseren Fehlern und erst danach Aufbau, Planung, Verbindlichkeit, Inhalte und Auswirkungen. Hier gibt es auch einen kostenlosen Selbstlernkurs zum Thema.
Wie wahrscheinlich sehr viele Schulen machen wir uns seit Jahren Gedanken, wie wir unsere Klassenzimmer am besten mit der uns anvertrauten Technik nutzen können. Die ganz Progressiven werden
sagen: Räume und Schulhäuser müssen komplett neugestaltet werden - der Meinung bin ich auch. Aber solange wir nur dieses eine Schulhaus zur Verfügung haben, verändern wir halt das zu einer neuen
Lernkultur - so gut es geht. Gleichermaßen könnte man auch gleich das Pult aus dem Raum verbannen - mein Unterricht kommt ohne Lehrertisch aus. Allerdings ist in unserem Lehrerraumprinzip der
Tisch auch Arbeitsplatz. Daher haben wir entscheiden, es drin zu lassen und dennoch den Unterricht von überall im Klassenzimmer ohne Kabel zu vernetzen.
Wir haben nun einen Weg gefunden, der vielleicht der ein oder anderen Schule weiterhelfen könnte - von anderen haben wir uns inspirieren lassen oder sammeln weiter Eindrücke, die unsere Räumen
optimieren.
Dreh- und Angelpunkt in unserem System ist das Stehpult. Dort laufen alle Kabel im Klassenzimmer zusammen, so dass das höhenverstellbare Lehrerpult kabellos ist. Man kann durch eine entsprechende Auswahl an einem Umschalter auswählen, welches Signal vom Beamer verwendet werden soll. Es gibt die Dokumentenkamera, einen EZCastPro zur Übertragung von Android/Microsoft-Geräten, einen Apple-TV für die Übertragung der Apple-Geräte und ein HDMI-Kabel für schnelle Anschlüsse. Damit sich keines der Geräte aufhängt, ist die komplette Technik im Stehpult und der Beamer mit einem Schalter für Strom-aus verbunden. Der Ton wird beim Beamer über den Audio-Ausgang abgegriffen und an die Stereoanlage geschickt, so läuft auch bei der kabellosen Übertragung der Ton im bekannten Format. Zur Sicherheit liegt auch ein Klinkenkabel am Stehpult. So kann jeder Lehrer mit seinem Lehrerdienstgerät und auch jeder Schüler mit seinem Tablet (1:1-Ausstattung in 2 Jahrgangsstufen) seine Ergebnisse präsentieren und muss dabei nicht am Lehrerpult sein. Das ändert auch unsere Rolle als Lehrer, weg vom Lehrerpult, rein ins Klassenzimmer. Meine Inhalte können jetzt ja überall übertragen werden.
Mit dem Pilotversuch "Digitale Schule der Zukunft" bekamen wir die einmalige Chance, unsere Ideen für zeitgemäßen Unterricht in einem größeren Kontext anzugehen. Mit u.a. reichlich Unterstützungsmaterial von Seiten des Ministeriums und Fördergelder für die elternfinanzierten Geräte wollen wir im neuen Schuljahr 9 Schulklassen zu so genannten Tabletklassen machen. Mit zwei solcher Klassen hatten wir im letzten Jahr schon sehr gute Erfahrungen gemacht, mit dem Einsatz von BYOD und Leihtablets in Koffern sind wir schon seit Jahren auf dem Weg, Unterricht anders zu denken - mal mehr , mal weniger erfolgreich. Die Magie des (digitalen?) Lernens hat sich aber erst so richtig eingestellt, als Schüler:innen Ihr eigenes Gerät in den Unterricht mitgebracht haben.
Gleichzeitig haben sich daraus aber auch neue Herausforderungen ergeben. So war uns auch klar, dass mit dem Pilotversuch (erneut) ein Prozess angeschoben werden muss, der aus den Erfahrungen heraus viele Vorbereitungen braucht. Da wir an unserer Schule schon immer Aufgaben auf möglichst viele Schultern verteilen und Entwicklungen immer möglichst kooperativ denken, war es meine Aufgabe, Teams für die Umsetzung einzelner "Baustellen" zu finden. Der Charme liegt darin, Aufgaben einerseits besser zu stemmen (weil anders nicht machbar) und andererseits durch viele Teilgeber eine Kultur des Machens leichter zu aktivieren. Im Folgenden möchte ich zusammenfassen, was wir alles versucht haben zu berücksichtigen. Vielleicht hilft das ja der ein oder anderen Schule, eigene Prozesse auf dem Weg zur 1:1-Ausstattung zu reflektieren.
Ich bin ein unverbesserlicher Optimist. Das kann man als Vorteil sehen, war aber in den letzten Monaten ganz schön anstrengend. Denn in der öffentlichen Wahrnehmung lief Vieles falsch. Richtig machen konnte man es fast nicht mehr, denn dann gab es wieder jemanden, der das auch schlecht fand.
Die coronabedingten Schulschließungen waren tatsächlich eine enorme Belastung, die Auswirkungen auf unsere Schüler:innen und auch uns Lehrkräfte werden wir wahrscheinlich nach und nach aufarbeiten müssen. Aber für mich haben sich in den letzten Monaten auch sehr viele Chancen entwickelt. Diese wollte ich für einen Vortrag zusammen fassen. Zuerst wollte ich drei, dann fünf aufzählen, aber am Ende musste ich mich sogar auf 10 reduzieren. Wahrscheinlich sehe ich die Welt manchmal auch durch einen rosa Filter, aber einige Dinge haben sich auch (wirklich?) zum Guten gewendet. Die sollen bleiben, die dürfen nicht wieder weg wenn wir so langsam wieder zum "normalen Unterricht" zurück gehen:
So oder so ähnlich hat man es die letzten Monate immer wieder gehört. Traurig aber wahr, bezüglich gemeinsamer Unterrichtsvorbereitung gibt es bis heute (noch) nicht sehr viele komplexere Kooperationsvorhaben. Man hat das Gefühl, Lehrer:innen müssen das Material für ihren Unterricht eher selbst zusammenstellen/gestalten. Dabei hat man gerade in Zeiten der coronabedingten Schließungen gemerkt, dass die Begleitung und die Aktivierung der Schüler:innen im Mittelpunkt stehen sollte und der Content und die Arbeitsaufträge auch von Kollegen stammen können. Gleichzeitig lernt man als Lehrer sehr früh, dass verschiedene Sozialformen in kooperativen Settings einen höheren Lernerfolg versprechen (können). Beim eigenen Unterricht lässt man sich aber ungerne über die Schulter schauen, man würde es eigentlich auch ein wenig anders machen und überhaupt, was denken denn die Schüler:innen, wenn das Material von einem anderen Lehrer kommt.
Echte Kooperationsstrukturen findet man heute meiner Wahrnehmung nach eher selten. Meist stellt einer alle seine Dateien auf einer Festplatte zur Verfügung und andere sollen die verwenden oder auch etwas dazu laden.
Wir (8 Lehrer von 2 Schulen, heute ca. 50 von 8 Schulen) hatten vor vier Jahren beschlossen, Unterrichtsvorbereitung in Kooperation zu denken. Dabei entstand nicht nur viel tolles Material, sondern noch vieles mehr: wir ertrugen es, dass man auch anders unterrichten kann; wir lernten uns aufgrund der Distanz virtuell zu organisieren; wir reflektierten unseren eigenen Unterricht und waren froh um die neuen Impulse der anderen; wir wurden effizienter und konnten uns gleichzeitig mehr auf die Begleitung unsere Schüler:innen konzentrieren,...
Aber am Allerwichtigsten: wir lernten die Magie der Kooperation kennen und haben heute vielleicht mehr Vertrauen in unsere Schüler:innen als vorher, dass die das auch können. Lernen funktioniert oft im Team am besten, warum soll das immer nur für die Gruppenarbeit im Unterricht gelten?
Ich schreibe diesen Blogartikel gerade und bereite gleichzeitig bereits die Kooperation für das Schuljahr 2021/2022 vor. Man muss weit im Voraus beginnen, sich im Klaren sein, was man will und bereits planen, welche Schritte und Treffen noch vor dem eigentlichen Schuljahr getätigt werden sollen. Beginnt man eine solche Zusammenarbeit am ersten Schultag des neuen Schuljahres, ist es bereits zu spät. Der Alltag holt einen so schnell ein, dass für eine Zusammenarbeit nebenher oft viel zu wenig Zeit bleibt. Aber ich möchte auch noch einige andere Tipps mit auf den Weg geben, damit vielleicht auch Eure Kooperation gelingen kann. Unsere Zusammenarbeit hakt zwar auch noch an der ein oder anderen Stelle, aber mit einem ordentlichen Kraftakt zu Beginn, haben wir viel Magie rund um die Lehrerkooperation erfahren können. Vielleicht auch Du/Ihr?
Schon seit ein paar Jahren versuche ich immer wieder mit kleineren Projekten die Schüler:innen aktiv werden zu lassen. Kurz vor Schließung der Schulen im Dezember
wollte ich nun ein größeres Projekt mit meinen Kids in der 8. Klasse durchführen:
Sie erarbeiten sich in Gruppenarbeit selbst ein Thema, überlegen sich, wie sie die Inhalte an Klassenkameraden weitergeben könnnen und erstellen kooperativ ein
Produkt in Form eines Erklärvideos (Alternativen möglich). Die Idee geht in die Richtung "Lernen durch Lehren": Die Schüler:innen werden selbst zum Lehrer und müssen Ihre Materialien so
aufbereiten, dass Klassenkameraden damit etwas verstehen können. Gleichzeitig wurden schnell die Schulen geschlossen, dass die Gruppenarbeit auf Distanz verlagert werden musste Dadurch erhoffte
ich mir auch einen weiteren Kompetenzgewinn hinischtlich virtueller Zusammenarbeit und Kommunikation. Damit es für die Schüler:innen auch eine Relevanz hat, kündigte ich eine mündliche Note auf
alle Produkte an - ich will zwar Lernen nicht an Noten fest machen, muss aber auch dies bedienen.
Die Reaktion der Schüler war positiv: "Wir schreiben dann echt einen Test weniger, wenn wir Ihnen zusammen was erstellen?" Die Motivation war da - traurig - aber gelernt wird halt immer noch
dann, wenn am Ende eine gute Note rauskommen kann. Wenn die wüssten, dass Sie dadurch (in meinen Augen) mehr lernen, als durch das Auswendigpauken auf einen Test...
Im Folgenden werde ich meine Abfolge und Ideen zusammenfassen und reflektieren. Vorweg: ich hatte mir immer Feedbackschleifen eingebaut, damit ich weiß, was gerade in der Gruppe getan wird. Ich
wollte nicht, dass ich am Ende der zwei Wochen (schließlich wurden es drei) erst merke, dass Gruppen nichts getan haben. Davon hat ja keiner was und von der Erfahrung hatte ich davor schon lernen
müssen.
Seit über sieben Jahren erstelle ich Videos. Nicht von Anfang an gut, aber mit jedem neuen vielleicht ein klein wenig besser. Schaue ich heute meine ersten Videos an, trifft mich oft der Schlag. Mann war das noch schlecht und einfältig. Man lernt halt auch dazu, nicht zuletzt auch, indem man sich Versuche von KollegInnen anschaut, sich immer neu inspirieren lässt und Stück für Stück einem guten Erklärvideo näher kommt.
In Zeiten der Corona-Krise scheint das Erklärvideo an Bedeutung zu gewinnen, es machen sich weitere KollegInnen auf den Weg. Daher möchte ich meine 10 Tipps und Tricks zusammen schreiben, die meine Erfahrungen aus den letzten Jahren bündeln. Vielleicht hilft es ja dem ein oder anderen weiter. Was würdet Ihr noch ergänzen?
WIR lernen - und zwar alle. Gerade lernen wir jeden Tag neu dazu. Die letzten drei Wochen waren Neuland für alle Beteiligten. Die Krise hat uns so schnell erfasst, dass ausnahmsweise mal keine Zeit war, sich jahrelang darauf vorzubereiten, Konzepte zu schreiben, wieder zu verwerfen, immer wieder nochmal neu anzufangen...
Umso besser ist es, wenn wir da voneinander lernen können. Jan-Martin Klinge, Bob Blume und die edupnx haben unter dem Hashtag #3weeks2learn eine Beitragsparade gestartet. Ich bin sehr gespannt darauf, was andere zu berichten haben. Ich krieg von zu Hause kaum mehr was mit, Gott sei Dank gibt es Twitter, Instagram und diese Beitragsparade, dass ich auch außerhalb meiner Komfortzone Neues entdecken kann.
Mein Beitrag:
1. Ein Tag im HomeOffice - was wird gemacht?
2. Rückmeldung der SchülerInnen - was klappt/was nicht?
3. Resillienz und Co.
4. Für die Zukunft lernen?
Wow. Was waren das für intensive Tage. Nichts ist mehr wie es war und die Welt verändert sich in Riesenschritten. Meine tägliche Ration Nachrichten lässt mich teilweise schockiert zurück. Ich hab selbst in der Familie Fälle aus der Risikogruppe 1, ich weiß gar nicht, was mir mehr weh tut: die Angst um liebe Menschen oder das viele Leid, das schon über die Menschen gekommen ist.
Da verkommt es beinahe zur Nebensache, dass sich Schule gerade versucht neu zu entdecken bzw. Unterricht auf den Kopf gestellt wird. Da das aber mein Beruf ist und ich gerne meine letzten Wochen auch reflektieren möchte, schreibe ich heute diesen Blogartikel. Vielleicht hilft er ja dem ein oder anderen in seiner Reflexion, auch wenn es tatsächlich gerade wichtigere Dinge gibt als die Schulentwicklung.
Der Digitalpakt ist da!
Gut, den Eingefleischten hat das etwas zu lange gedauert, aber jetzt sollte auch dem Letzten klar sein: Die Digitalisierung wird auch an den Schulen
wichtig, wir müssen die SchülerInnen von heute auf eine veränderte Berufs- und Lebenswelt von morgen vorbereiten und noch vieles mehr.
In Bayern ging mit der Ankündigung des Digitalpakts quasi eine Verpflichtung zum Schreiben eines Medienkonzepts für jede Schule einher. Wer etwas vom Kuchen abhaben möchte, muss sich vorher ausführlich Gedanken machen, wie er Technik einsetzt und wie man damit Schulhaus und vor allem Unterricht selbst verändern möchte.
Wir hatten uns schon vor etlichen Jahren als Medienreferenzschule auf den Weg gemacht und einen Medienentwicklungsplan geschrieben. Diesen wollten wir aber noch einmal anpacken und den veränderten Zeiten (in ein paar Jahren ist viel passiert) anpassen. Außerdem hatten wir ein großes Problem: die Nachhaltigkeit. Nach dem geschriebenen Konzept, verebbte nach und nach die Initiative, andere Themen wurden wichtig. Wir wollten es also nochmal wissen, Schulleitung und Medienkonzept-Team. Aber vor allem ich wollte es wissen: kann ich meine Kollegen auch ins Boot holen wie ein paar Kollegen auf Fortbildungen? Denn wenn man Bildung nicht im Ganzen oder zumindest an der eigenen Schule auf den Weg bringen kann, welchen Wert hat es dann im kleinen elitären Kreis?
Vor zwei Jahren haben wir begonnen unseren Unterricht gemeinsam umzudrehen. Anfänglich sieben, nächstes Schuljahr vielleicht zwölf Kollegen erstellen Unterrichtsmaterialien für die digitale Bereitstellung in den jeweiligen "digitalen Klassenzimmern" bei mebis. Das Besondere dabei, es sind zwei Schulen, die mehrere 100 km voneinander entfernt liegen.
Die Basis dafür war das Konzept des Flipped Classroom. Wir mussten uns auf eine Struktur einigen, in der wir flexibel unsere Materialien erstellen aber auch in den Unterricht einbauen konnten. Das war nicht immer leicht, jeder unterrichtet anders. So war und ist es aber auch eine didaktische Bereicherung, Dinge auszuprobieren, die man selbst nicht so gemacht hätte oder auch Inhalte neu zu strukturieren, um sie auf die eigene Klasse abzuändern. Daraus ist in meinen Augen nicht nur ein digitales Klassenzimmer, sondern vielmehr ein Lernbüro entstanden.
Es ist manchmal ganz schön anstrengend, auf Twitter unterwegs zu sein. Dort bewegen sich Lehrer, die Ihre ersten Ideen rund um die Digitalisierung posten und gleichzeitig Koriphären, die in ihren Denkprozessen schon eine erstaunliches Fortschreiten vollzogen haben. Diese prallen jetzt in 280 Zeichen aufeinander und das kann nicht immer gut ausgehen.
Anlass für diesen Blogartikel war ein Tweet von einer Grundschulprofessorin.
Der geschätzte Axel Krommer hatte in Gauting (wahrscheinlich - ich war nicht da, hab ihn aber anderswo schon gehört) einen sehr griffigen und überlegten Vortrag zur Kultur der Digitalität gehalten. Anschließend haben wohl Kollegen von ihren ersten Erfahrungen im Unterrichtseinsatz berichtet, die in den Augen etablierter Didaktiker nicht zum Vortrag passten.
Ich selbst versuche gerade an meiner Schule ein Medienkonzept zu schreiben und die Transformation zu moderieren und zu initialisieren. Ich sehe sehr wohl, was Herr Krommer meint und wie veränderte Bildung aussehen sollte, aber ich hab auch schon einen eigenen 6jährigen Prozess hinter mir. Die Kollegen, die ich versuche, ins Boot zu holen, verschrecke ich mit Aussagen wie "Man darf nicht einfach nur machen" oder "Es braucht keinen Mehrwert für den Einsatz" oder "Wir arbeiten sowieso für ein sterbendes System". (Verschrecken meine ich im Sinne von abschrecken, überfordern, Symptome von Stress hervorrufen oder einfach nur zu angeheizten Diskussionen führen.)
Ich habe aber den Anspruch, alle mit ins Boot zu holen und nicht nur die, die ein verändertes Mindset zulassen. Daher will ich nicht die Thesen von Herrn Axel Krommer widerlegen, sondern beschreiben, warum das Gegenteil zu Beginn einer Veränderung wichtig ist.
Eine Fortbildungsoffensive wird kommen, das steht außer Frage. Mit den 5 Milliarden, die jetzt auf die Bundesländer verteilt werden, kann man nicht nur nach dem Gießkannen-Prinzip verfahren. Um die Gelder auch nachhaltig zu investieren, müssen LehrerInnen in Deutschland digital kompetent gemacht werden, damit sie die heutige Generation für ein Leben im 21. Jahrhundert fit machen können.
Seit Jahren reise ich immer wieder durch Schwaben/Bayern und manchmal auch in andere Bundesländer und bin auf der Suche nach dem nachhaltigsten Fortbildungskonzept. Was mich immer mehr nervt:
Ich bin der Pausen-Clown. Man hört mir zu, klopft mir auf die Schulter und will das selbst unbedingt im Unterricht ausprobieren. -> Ergebnis, nur bei Wenigen wird tatsächlich im eigenen Unterricht etwas gemacht, die meisten schauen sich erst noch einmal ein paar Pausenclowns oder sogar noch einmal mich an (Rekord: 4 mal).
An meiner eigenen Schule mache ich die Erfahrung, dass ich versuche mit Engelszungen einem Kollegen etwas im Bereich des Digitalen schmackhaft zu machen und der nur verzweifelt abwinkt, mir aber versichert, dass alles ganz toll ist, was ich mache.
So gehts für mich nicht weiter und ich glaube, dass für die Nachhaltigkeit eine Verpflichtung mit einher gehen muss.
Irgendwann kommt einmal der Moment, an dem das Smartphone der SchülerInnen alleine nicht mehr ausreicht.
Zu Beginn meines Projekts waren noch alle heiß, Ihr eigenes Gerät im Unterricht verwenden zu dürfen. Je länger es andauerte, desto häufiger schlichen sich die üblichen Vergesslichkeiten ein:
Gut, der letzte Grund ist manchmal auch wahr gewesen. Denn ein großer Nachteil beim BYOD ist, dass erst einmal kein Versicherungsschutz für die Geräte besteht. Das hält so manchen davon ab, den Kindern die Geräte mitnehmen zu lassen.
Wenn jetzt aber bei all den Ausreden keine ordentliche Nutzung der Geräte möglich ist, dann braucht es einfach Leihgeräte. Auch einen weiteren Grund gibt es dafür: manch einer wurde von seinen Eltern schon früh mit High-End-Geräten ausgestattet, während andere die Auslaufmodelle von vor 7 Jahren bekommen haben. Nicht jeder mag zeigen, was er für ein Gerät hat. Da ist es hilfreich, Schulgeräte als Ersatz zur verfügung zu stellen.
Heute muss ich mal etwas beichten. Wobei das eigentlich ein schlechtes Wort ist, da ich gleichzeitig auch stolz auf meine neue Aufgabe bin:
Ich bin seit diesem Jahr Berater und Autor für digitalen Content in Form von Videos bei einem großen Schulbuchverlag.
Jahrelang habe ich zahlreiche Videos für meinen Unterricht erstellt, für fast jedes Thema der Realschule Unterrichtsmaterialien veröffentlicht und
frei zugänglich gemacht. Als dann die Anfrage kam, für ein Honorar zu arbeiten habe ich gezögert. Es widerspricht eigentlich meiner Einstellung seit fünf Jahren, all mein Unterrichtsmaterial frei
zugänglich zu machen. Trotzdem habe ich den Vertrag unterschrieben. Ich bin stolz darauf, freue mich auf die neue Aufgabe und habe trotzdem ein leicht flaues Gefühl im Magen. OER und Geld
verdienen, geht das zusammen? Ich glaube es geht...
Gleich vorweg: Ich mag meinen Job und will ihn um keinen Preis der welt wieder her geben. Wenn ich unterrichte oder Unterricht vorbereite erfüllt mich das derart, dass ich oftmals die Zeit vergesse und einfach immer weiter arbeite.
Vor ein paar Wochen habe ich dann bei Spiegel Online von einer GEW-Studie gelesen: "48 Stunden und 18 Minuten - so viel arbeiten Lehrer im Schnitt" Ich Ich weiß seit langem, dass Lehrer deutlich mehr arbeiten, als ihnen lieb ist oder die Gesellschaft an Arbeitszeit sieht, aber so viel?
Meine Eltern sind Lehrer und meine Großeltern auch: wir diskutieren viel über Schule, schimpfen und freuen uns doch
immer wieder daran wie toll unser Job doch ist (und das liegt NICHT an den Arbeitszeiten). Doch das öffentliche Bild ist oft ein anderes: viel Schmipfen, Jammern, Deutschland ist kurz vor dem
Abgrund und vor allem wird eigentlich fast ausschließlich darüber geschrieben, was alles nicht geht. Dabei ist Schule und Bildung ein so großes Feld, dass man ohne näheres hinschauen gar nicht
pauschal Dinge ausschließen oder Rezepte vorgeben kann. In allem kann etwas Gutes stecken und ich bin überzeugt davon, dass in Deutschland ganz viele Lehrer tolle Arbeit verrichten. Jeder auf
seine Art und Weise anders. Um mal einen Schwenk auf das Positive zu lenken, beginne ich mit dem, was ich alles am System Schule und Bildung mag, auch wenn vielleicht nicht alles miteinander
vereinbar ist:
Seit ein paar Monaten tauschen sich mittlerweile schon Lehrer via Twitter auf dem Hashtag #BayernEdu aus. Dabei geht es meist um den Austausch von Unterrichtsideen, Anregungen oder auch Diskussionen rund um das Thema "Digitale Bildung". Weiterführende Gedanken und Ideen findet man auch auf diesem extra eingerichteteten Blog der Community. Ich habe zwei der twitternden Protagonisten zu Ihren Beweggründen und Ideen befragt. Herausgekommen ist dieses Interview mit Kai Wörner von der Realschule am Europakanal Erlnagen und dem Schulleiter der Realschule Schöllnach Mike Graf.
Letzte Woche habe ich mit diesem Blogpost versucht, meine Gedanken zum Flipped Classroom nach fünf Jahren zu bündeln.
Dies hatte ich auch als eine Art Antwort auf einen (eher kritisch) reflektierten Blogpost von Dejan Mihajlovic verstanden. Ich möchte mich an dieser Stelle ausdrücklich bei Dejan bedanken, dass dieser meist sehr konstruktiv gelungen ist.
Im Folgenden möchte ich auf ein paar weitere Thesen, Vermutungen oder auch Ideen Dejans eingehen.
Ich gehe dabei von meinen Interpretationen des Flipped Classrooms aus, ich kann nur in bedingtem Maße für die Konzepte meiner Kolleginnen sprechen, das steht mir auch nicht zu. Öffentliche Beschreibungen von Unterricht werden immer von subjektivem Empfinden (der Betrachter) geleitet sein. Man kann Unterricht öffentlich wirksam positiv darstellen, auch wenn die Realität eine ganz andere ist. Im Umkehrschluss ist es viel fataler: wenn gute LehrerInnen Ihren guten Unterricht darstellen wollen, schaffen sie es selten, allen Facetten des Lernens gerecht zu werden. Je nach Expertentum, Fakultät und Sichtweise über Bildung fehlt etwas oder hat sogar gravierende Mängel. Daher gehe ich auf die Kritik mit den Argumenten ein, die zu meinem Unterricht und zu den Inhalten meiner Workshops/Vorträgen passen.
Über vier Jahre ist es nun schon her, dass ich begann Erklärvideos in meinem Unterricht einzusetzen. Anfang 2013 fand ich auf YouTube noch sehr wenige gute Videos
(Daniel Jung war schon dabei), so dass für mich schnell fest stand:
ich möchte selbst Videos erstellen. Knapp 500 Videos und zahlreichen Workshops und
Fortbildungen später möchte ich heute ein kleines Fazit ziehen und mein Projekt beenden. In acht verschiedenen Klassen habe ich meinen Unterricht umgedreht und komme so auf insgesamt 15
Flip-Jahre in fünf verschiedenen Jahrgangsstufen. Letztes Jahr habe ich dabei vier Klassen "umgedreht".
Freilich hatte ich nicht in jeder Klasse die Erfolge wie in meiner Projektklasse, aber bisher waren die
Ergebnisse am Ende des Schuljahres nie schlechter als zu Beginn. Das motiviert mich derart, dass ich für mich und meinen Flipped Classroom jetzt das Projekt-Siegel ablege und zu meinem
Standardunterricht erkläre.
Ein Fazit gleich vorne weg: Es waren nicht die Videos die meinen Unterricht besser gemacht haben und manchmal verzichte ich heute sogar darauf, obwohl ich bereits
ein fertiges hätte. Aber es waren die Videos, die mir (geschickt eingesetzt) Freiraum verschafft haben für zahlreiche wertvolle Methoden, für (echte) Selbstständigkeit und Eigenverantwortung der
SchülerInnen und vor allem dafür, mehr Coach und Motivator zu sein als zuvor. Letztendlich habe ich durch die Videos und die offenen Lernformen eine Unterrichtsentwicklung vollzogen, die ich nach
meinem Referendariat nicht für möglich gehalten hätte.
Das war er, der vorläufige Höhepunkt des schulischen Flipped Classroom in Deutschland. Derartig viele Praktiker bei einem Event, so viele
interessierte und aktive Teilgeber und vor allem so eine perfekt organisierte Tagung,... das habe ich so noch nicht oft erlebt und wird es in der Form wohl nicht mehr oft
geben.
Freilich trifft man sich schon seit Jahren bei der ICM in Marburg oder St. Pölten, aber eine Zusammentreffen nur unter Gesichtspunkten des schulischen "umgedrehten Unterrichts" gab es noch nie. (Die Bilder im Folgenden sind Tweets, per Klick kommt man direkt dorhin).
Screencastsoftware (also Programme, die den Bildschirm und alles was darauf passiert abfilmen) gibt es wie Sand am mehr. Man kann damit Videos für den Unterricht selbst erstellen (hier habe ich beschrieben, wie ich es mittlerweile mache) oder auch von den Schülerinnen und Schülern erstellen lassen (hier meine Erfahrungen dazu).
Die letzten Jahre war ich viel unterwegs. Dabei habe ich einerseits viele Fortbildungen besuchen und einige selbst halten dürfen. Wenn man heute von neuen Lern- und Lehrwegen spricht, muss man in meinen Augen auch Fortbildungen weiter denken und an neue Formate anpassen. Da im Zuge von Unterrichts- und Schulentwicklung immer wieder auch Fortbildungsformate neu überdacht werden, möchte ich an dieser Stelle meine eigenen Gedanken dazu sammeln. Ein Brainstorming zum weiter entwickeln. Dabei geht es mir dieses Mal bewusst nicht um Inhalte, sonder um Faktoren, damit Inhalte richtig vermittelt werden, beim richtigen Adressaten ankommen und vor allem der nachhaltigen Entwicklung dienen.
In der aktuellen Diskussion um Tools in der digitalen Bildung fällt mir immer häufiger auf, dass bestimmte Szenarien oder Apps den Unterricht immer
nur sehr kurz oder überhaupt nicht zum Besseren verändern. Was bringt mir eine tolle App, wenn Sie in einem Schuljahr nur 5 Minuten zum Einsatz kommt? Warum sollte ich ein Smartboard, einen
genialen Lehrer-PC oder ein makey-makey verwenden, wenn der Rest der Klasse zuschauen muss und immer nur einer aktiv wird? Warum sollte ich Calliope einsetzen, wenn dafür erst noch der Lehrplan
umgeschrieben werden muss und das in den Kanon aktueller Pläne nur zu einem kleinen Teil hineinpasst? (Zumindest mir hat sich der Sinn noch nicht erschlossen) Mein hochgeschätzter Kollege hat auf
seinem Halbtagsblog
ähnliche Überlegungen angestellt.
Damit "digital" in allen Klassenzimmern funktioniert, braucht es Tools oder Szenarien, die man morgen einsetzen kann, die alle bedienen können,
keinen Klassensatz Tablets vorraussetzt und nicht nur 5 Minuten hilfreich sind. Denn was neue Medien vor allem vermögen ist eines: den Unterricht effizienter, wertvoller und kommunikativer
machen. Nur elektronischer ist noch nicht besser.
Daher im Folgenden meine Vorschläge, wie man man digitalen Tools oder Tricks bestehenden Unterricht sofort ändern kann: