Warum ich zum ersten mal eine Buchrezension schreibe? Weil das neue Buch von Bob Blume inhaltlich auch meinen Nerv getroffen hat und ich hoffe, dass ganz viele es lesen werden. Nicht nur, weil ich Bob und seinen Content schätze und mag, sondern weil es von großer Bedeutung wäre, wenn viele im Bereich Bildung von diesem Compendium über das Thema Lernen Kenntnis hätten. Hier fünf Gründe, warum man dieses Buch lesen "muss":
1. Endlich gehts ums Lernen
In fast allen Vorträgen heißt es irgendwann: "Man muss das Lernen vom Schüler/Kind/Lernenden her denken.", gepaart mit ein paar Praxisbeispielen - danach bleibt es oft oberflächlich, weil das Thema viel zu viele Facetten und Unwägbarkeiten mit sich bringt. Bob Blume schafft es jetzt, sich wirklich mit dem Thema auseinanderzusetzen. Manchmal mit einem langen Anlauf, oftmals sehr gut verständlich, manchmal beinahe philosophisch, dann aber auch gut argumentiert und belegt. Wer dieses Buch liest, hat danach eine Ahnung, wie lernen gehen kann. Man wird aber auch merken, dass Lernen gar nicht so einfach ist, wie es auf den ersten Blick scheint. Dafür braucht es aber ein ganzes Buch, um diese Problematik auf den Punkt zu bringen: Lernen ist immer möglich, aber im System und mit den Traditionen aus den eigenen Schulgeschichten eines jeden Einzelnen oft nicht so einfach. Danke Bob, das Buch sollte jeder lesen, der Kinder großzieht oder unterrichtet.
2. praktische Relevanz
Das Bild von der innovativen Schule von morgen ist machbar und wird schon heute praktiziert: eine wunderbare Botschaft. Auch wenn die Vorschläge manchmal idealistisch und schwer umsetzbar wirken: Bob Blume findet immer Beispiele für gelebte Praxis. Das mag in Schulen mit wenig Innovationsbereitschaft, defekten Klos, hohern Absenzen und mangelhafter Ausstattung vielleicht utopisch klingen, der Blick auf andere Schulen lohnt deshalb aber trotzdem. Denn vom Schüler her gedachte Bildung ist überall möglich. Bob Blume benennt auch systemische Weichenstellungen die nötig sind und vielleicht etwas länger dauern werden. Ganz schlau bin ich nicht geworden: ist jetzt das Mindset der Gesellschaft mit einem veralteten Lernverständnis die größte Bremse oder der Reformstau in den 16 Kultusministerien?
3. Es ist innovativ gedacht und wissenschaftlich belegt
Bob kennt den Nerv der Zeit, den aktuellen Diskurs und weiß um Studien und Hintergründe. Das gibt ein rundes Bild und macht die Inhalte nachvollziehbar und verständlich. Vielleicht haben schon mehrere übers Lernen geschrieben oder philosophiert. Aber diese Ganzheit im Buch eines Influencers macht es spannend für den gemeinsamen Diskurs: das Lernen bekommt so eine Reichweite. Mit seinen vielen Tipps und Tricks, Auflistungen etc. am Ende findet jeder etwas: Eltern, Lehrer, Verbände, Referendare, Schulleitungen,...
4. Ich lerne davon...
Nicht nur, dass man lernt, wie Lernen geht, man lernt auch gleich mit. Weil man sich bestätigt oder ertappt fühlt: es haben sich in der Erziehung und in der Schule einige Traditionen eingeschlichen, die offensichtlich nicht viel zum Lernen beitragen. Darüber nachzudenken bringt mich weiter und ich hoffe, dass durch mein Lernen viele andere in Fortbildungen und Unterricht nun auch besser dazu lernen können.
Bob zitiert auch viele Personen aus dem Bildungsbereich (viele verschiedene Richtungen) und das macht es für mich zu einem Kompendium. Viele Experten, denen ich auf einer Keynote zum neuen Lernen habe zuhören dürfen, dürften sich in diesem Buch wiederfinden. Er grenzt nicht aus, sondern holt alle ab. Man kann also von Allen lernen, wenn es eine veränderte Lernkultur geben soll. Nur in einem "5 Minuten Beitrag" im Fernsehen oder in einer "90 Minuten Keynote" ist das halt nicht zusammengefasst.
5. Je mehr es lesen...
... desto einfacher könnte es werden, in der Fläche Lernen zu ermöglichen. Deshalb schreibe ich den Blogbeitrag. Ich möchte meinen Teil dazu beitragen, dass es nicht zu viele Irrlichter und false friends beim Lernen gibt. Weil ich kein Buch schreiben kann, gebe ich einfach Bobs Inhalte weiter. Denn eine Veränderung im Bildungssystem kann nicht durch Gatekeeper (ich habe das Wissen und wer Lernen will braucht meine Expertise) entstehen, sondern braucht einen gemeinsamen Konsens. So beschreibt es Bob Blume auch in seinem Buch:
"Damit sich etwas ändert, braucht es aus meiner Sicht eine Vision davon, was Bildung sein soll. Ein Bildungsgipfel, der eine nationale Bildungsvision formuliert, an der Politiker, Wissenschaftlerinnen und Praktiker mitwirken, könnte eine Leitlinie dafür sein, was wir überhaupt meinen, wenn wir von Bildung oder Lernen sprechen."
Einen Wunsch hätte ich natürlich noch. Bob spricht schonungslos die aktuellen Baustellen im Bildungsbereich an und hat auch in beiden Büchern Ideen, diese zu bearbeiten.
Vielleicht hat ja Bob auch Lust, eine Rundreise durch Deutschland zu machen und von veränderter Lernkultur vor Ort zu berichten. Denn ganz ohne steht Deutschland nicht da, an vielen Orten haben
sich Pädagoginnen und Pädagogen schon auf den Weg gemacht.
Solange empfehle ich natürlich auch seinen Podcast, da kommen schon in mehreren Staffeln
Protagonisten zum Thema Bildung zu Wort.